Nach der Bombendrohung: Ein Polizeiauto steht vor der Bizerba-Zentrale in Balingen, die Mitarbeiter mussten das Gebäude verlassen, Straßen sind gesperrt. Foto: Maier

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Jugendlichen. Hunderte Bizerba-Mitarbeiter betroffen.

Balingen/Hechingen - In Zusammenhang mit der Bombendrohung gegen den Balinger Waagenhersteller Bizerba im September 2016 steht ein Jugendlicher unter dringendem Tatverdacht. Wie der Erste Staatsanwalt Markus Engel auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, hat die Staatsanwaltschaft Hechingen bereits Anklage zum Jugendschöffengericht erhoben.

Wann die Gerichtsverhandlung anberaumt wird, ist noch nicht bekannt. In absehbarer Zeit werde wohl nicht verhandelt, sagt Richter Ernst Wührl auf Nachfrage. Zunächst gebe es neun Haftanklagen abzuarbeiten, die hätten auf jeden Fall Priorität. Alles andere liege vorerst auf Eis. "Wir sind bis Ende des Jahres austerminiert", sagt Wührl.

So viel steht fest: Dem Jugendlichen droht – sofern er schuldig gesprochen werden sollte – wegen der Drohung und der damit einhergehenden Störung des öffentlichen Friedens eine saftige Strafe. Nach Paragraf 126 des Strafgesetzbuchs ist eine Haftstraße bis zu drei Jahren möglich. Hinzu kommen die Kosten für Polizei, Feuerwehr und DRK, die allein in Balingen mit etwa 125 Mann im Einsatz waren, sowie mögliche zivilrechtliche Forderungen von Bizerba aufgrund des Produktionsausfalls.

Die Produktionsabläufe des Unternehmens und das öffentliche Leben waren in Balingen erheblich beeinträchtigt worden, nachdem eine weibliche Stimme um die Mittagszeit angekündigt hatte, dass binnen 40 Minuten an zwei nicht näher benannten Standorten des Familienunternehmens Bomben gezündet würden.

Hunderte Mitarbeiter waren sofort evakuiert worden, der Großeinsatz der Polizei dauerte den ganzen Nachmittag an. In den drei Balinger Bizerba-Werken – der Konzernzentrale an der Wilhelm-Kraut-Straße, im Hobbyland sowie im Werk II, außerdem im Betriebsrestaurant Waagschale – wurde Brandalarm ausgelöst; dasselbe vollzog sich im Bizerba-Werk Meßkirch im Nachbarlandkreis Sigmaringen. Polizei und Feuerwehrkräfte sperrten den Verkehr großräumig ab. An wichtigen Ein- und Ausfahrtsstraßen gab es stundenlang kein Durchkommen mehr.

Erst nachdem Suchtrupps mit speziell ausgebildeten Sprengstoff-Spürhunden jeden Zentimeter des Geländes abgesucht hatten und nichts Verdächtiges finden konnten, wurde gegen 17 Uhr Entwarnung gegeben.

Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen hatten die Beamten schließlich auf die Spur des Jugendlichen geführt.